Wenn man sich ansieht, welche Unternehmen vor 10, 20 und 50 Jahren die wertvollsten oder erfolgreichsten der Welt waren, erkennt man die die Weltwirtschaft heute nicht wieder. Ölgiganten wie Exxon wurden längst von einer neuen Art von Unternehmen geholt, die eine nie da gewesene Größe und Macht haben: Big Tech.
Die größten Unternehmen der Welt sind heute Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) und Facebook. In dieser Reihenfolge. Wie sich die Wirtschaft und die größten Branchen der Welt gewandelt haben, könnt ihr in diesem Video sehen, das bis 2019 geht:
Big Tech dominiert unser Leben - aber warum?
Diese Unternehmen haben nicht nur ihre Branche gemein: Sie monopolisieren etwas, das unseren Alltag schon vor dem Internet durchdrungen hat. Telefonbücher, Fachgeschäfte, Briefe, SMS - vieles, was vor einigen Jahren oder Jahrzehnten noch normal war, wurde zu großem Teil ersetzt und wird heute von Tech-Unternehmen bestimmt, die einen besseren Service anbieten.
Google dominiert Information. Wenn du nicht auf Seite 1 von Google erscheinst, existierst du in deiner Nische nicht. Das ist nicht nur für große Persönlichkeiten relevant, sondern vor allem für lokale Unternehmer - den Friseur um die Ecke, das Restaurant im Grätzel. Dazu kommen Services wie Google Maps, die das Finden von Information auf einer Karte de facto monopolisieren, sofern man Apple Maps nicht als Konkurrenz zählt. (Which I don’t.)
Amazon dominiert Handel. Wer eCommerce betreibt, kommt an Amazon de facto nicht vorbei. Und wer dort verkaufen will, darf die angebotenen Produkte nicht billiger auf der eigenen Seite vertreiben. Da auf der wesentlich bekannteren Seite - amazon.com schlägt deinunternehmen.at - wesentlich mehr verkauft wird, schneidet Amazon an so gut allen Produkten mit, die es gibt. Wenn es nicht gleich die eigenen Hausmarken erstellt, die die Konkurrenz aus dem Markt drängen.
Facebook dominiert Kommunikation. Die blaue Seite hat 2,7 Milliarden User, WhatsApp und Instagram bewegen sich trotz unterschiedlicher Angaben beide auch deutlich über der Milliarden-User-Grenze. Wer eine Nachricht schreiben will, geht auf WhatsApp, wer etwas teilen will, geht je nach Altersgruppe auf Facebook oder Instagram. Hier gibt es zwar mehr Konkurrenz - LinkedIn, Twitter, Tik Tok -, aber der Platzhirsch ist ganz eindeutig Facebook.
Das alles sind Monopolisierungstendenzen, mit denen Öl-Unternehmen nicht mithalten können. Die einzig wirkliche Nische, die da noch nicht ganz eindeutig dominiert ist, teilen sich die beiden wertvollsten Unternehmen auf: Apple und Microsoft teilen sich Soft- und Hardware. Also das, was uns ermöglicht, Facebook, Google und Amazon zu nutzen. Das ist der Markt, in den jeder rein will - darum gibt es auch Google-Handys und Amazon-Fitnesstracker.
Und hier wird das “Next Big Thing” passieren.
Augmented und Virtual Reality
Wenn man sich umschaut, findet man kaum einen Bereich des Lebens, der nicht in irgendeiner Form von Big Tech berührt wird oder gerade dabei ist, monopolisiert zu werden. Das liegt daran, dass Software- und Hardware-mäßig erstens schon vieles erfunden wurde - es gibt kein “neues Internet” und noch keinen Ersatz für das Smartphone -, und zweitens noch einige Technologien nicht ausgereift genug sind, um am Massenmarkt zu funktionieren.
Genau das trifft auf AR und VR zu.
Seit Jahren gelten diese Ideen - Augmented Reality und Virtual Reality - als die nächsten großen Innovationen, die unsere Welt in den Grundzügen verändern werden. Das sagt man sicher seit 2010. Und trotzdem ist die Technologie noch nicht massentauglich. Noch nicht.
Aber die Möglichkeiten von Augmented Reality sind potentiell grenzenlos. Ein paar Beispiele:
Du bist in einer fremden Stadt und weißt nicht, wie du am besten zu deinem Ziel kommst? Eine AR-Brille kann dir direkt den Weg anzeigen - und zwar nicht auf deinem Handyscreen mit einem nicht funktionierenden Kompass, sondern mit Pfeilen, die du auf der Straße siehst.
Auf der Suche nach einem Restaurant oder einem bestimmten Produkt? Geh durch die Mariahilfer Straße und schau dich um, die Brille macht den Rest und zeigt dir sofort Speisekarte, Price Range und Bewertungen. Nie wieder auf Verdacht reingehen!
Faul, müde, unsozial, Pandemie? Das nächste Fußballspiel kannst du dir auch mit einer VR-Brille anschauen - im Livestream durch die VR-Kamera, die direkt im Stadion für dich platziert wurde.
Ein ähnliches Potential sieht auch Mark Zuckerberg in der Idee. In den letzten Tagen hat sich der Facebook-Chef in unzähligen Medienauftritten - nicht nur mit etablierten Medien, sondern auch mit YouTubern - darüber unterhalten, welche Möglichkeiten er darin sieht. Das ist kein neuer Trend: Facebook hat schon lange Oculus gekauft, was am ehesten dem Platzhirsch im noch neuen VR-Markt nahekommt, und bringt mit gerade das neue Modell “Quest 2” raus.
Facebook hat eine Vision
Kurz: Mark Zuckerberg spricht davon, dass er keine “Apple Watch on your eyes” will, sondern eine gut designte, modische Brille, die einem mit gewissen Funktionen helfen kann. (Das Wording ist übrigens bewusst gewählt: Apple beschränkt Werbetracking-Funktionen auf seinem neuen Betriebssystem. Da macht es nur Sinn, dass Mark Zuckerberg die neue Apple Watch als keine große Sache darstellt.)
Um das zu gewährleisten, arbeitet Facebook mit Ray Ban zusammen - damit Zuckerbergs AR-Brillen nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Google Glasses. Und hier seht ihr, wie man sich das Projekt in Menlo Park vorstellt:
Wir sollten auf jeden Fall beachten, in welche Richtung das geht. Ich bin zwar strikt gegen Facebook-Bashing - aber auch auf der VR-Brille von Oculus muss man sich bereits mit Facebook anmelden. Wenn Informationen auf der AR-Brille mit einem Facebook-Account verknüpft sein müssen, ist das auch ein Privacy-Thema, denn Facebook finanziert sich immer noch durch Werbung. Also sollten wir nicht nur darauf achten, ob und wie uns diese neuen Technologien helfen könnten, sondern auch, was das für uns bedeutet und welche Nachteile es geben könnte.
Aktuell sehe ich noch wenige Use Cases für Augmented und Virtual Reality. Aber mit Facebook gibt es momentan nur einen der Big Five, die sich aktiv damit beschäftigen und einen riesigen Ressourcenaufwand betreiben, um diesen Markt überhaupt massentauglich zu machen. Sollten sich Ideen wie die AR-Brille oder der Virtual Reality-Space von Facebook durchsetzen, wären sie das Next Big Thing: Die Monopolisierung des öffentlichen Raumes.
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