Lektionen aus einer Rede von Herbert Kickl
Ich habe den politischen Aschermittwoch geschaut, damit ihr nicht müsst
Dankeschön, liebe Freunde. Ich bin fast sprachlos, das ist kein guter Einstieg für eine Rede. Sollte man nicht sein, wenn man am Rednerpult ist. Aber eines muss ich euch schon sagen: Es ist so ein wunderbares Gefühl, es tut so gut, es ist so herrlich, erleben zu dürfen, wie der unbeliebteste Politiker von euch hier in Ried im Innkreis begrüßt wird.
Die Rede startet direkt einem Seitenhieb. Als Herbert Kickl auf die Bühne kommt, braucht er drei Sätze, bis er auf die veröffentlichte Meinung gegen ihn zu sprechen kommt. Es ist der 22. Februar, und der „politische Aschermittwoch“ der FPÖ ist nach corona-bedingter Pause wieder da.
Und ja, das wird so ein Artikel. Ich habe mir die Kickl-Rede angeschaut, damit ihr es nicht müsst. VICE-Vibes von 2015. Uff.
Warum ich das mache? Weil ich Herbert Kickl für zwei Dinge halte. Einerseits ist er einer der wenigen im politischen Österreich, die rhetorisch extrem stark sind. (Was aber auch daran liegt, dass viele im Parlament wirklich überhaupt keinen Tau haben - der Kontrast ist groß.) Und andererseits halte ich ihn für brandgefährlich. Er steht für den wahnsinnigen Rand der FPÖ, der nicht nur die üblichen Rechtsextremismus- und Korruptionsprobleme abbildet, sondern die Partei und ihre Wähler mehr und mehr von der Realität entfernt.
Aber halt, mache ich da nicht einen Fehler?
Reproduziere ich nicht nur das Narrativ, das Kickl mit seinem Publikum teilt, und mache ihn dadurch größer? Hilft das nicht alles nur der FPÖ?
Das halte ich für einen Elitendiskurs. Man wird nicht stärker als die FPÖ, wenn man sich weigert, über sie zu diskutieren. Ich glaube, dass man rhetorisch von Herbert Kickl einiges lernen kann, und ich würde mir wünschen, dass mehr in der Politik so reden würden, dass auch die 08/15-Bevölkerung es verstehen und teilen kann. Aber außerdem glaube ich, dass es nicht schaden kann, die Kickl-Erzählungen zu verstehen und zu widerlegen – damit sie man im öffentlichen politischen Wettstreit besser kontern kann.
Während ich das hier schreibe, weiß ich noch nicht, wie viele nischige Artikel daraus werden. Aber ich mache das nicht nur, weil ich es für sinnvoll halte, sondern auch, weil es Spaß macht. Ich bin halt so ein komischer Typ, der politische Kommunikation für extrem spannend hält und das gerne etwas länger zerdenkt, als angebracht ist. Darum folgt hier eine mehrteilige Analyse zu Herbert Kickls Rhetorik. Because why the fuck not.
I. Wir steigen ein – mit Medienkritik.
„Liebe Medien, schreibt’s es auf. Filmt’s es ab. (…) So klingt das, liebe Freunde. Und ich gehe auch davon aus, dass das in der Berichterstattung einen Niederschlag finden wird. Es warat wegen dem Faktencheck, der euch so unglaublich wichtig ist.“
Damit setzt Herbert Kickl fort, womit er angefangen hat: Das Narrativ, „die Medien“ würden lügen. Gemeint sind natürlich alle. Sie unterscheiden sich nicht. Warum auch? Der österreichische Medienmarkt ist stark genug, um 100x die gleiche Redaktion zu finanzieren.
Nicht nur kann er nicht der unbeliebteste Politiker Österreichs sein – immerhin gibt es bei einer Parteiveranstaltung Menschen, die ihn mögen –, sondern sie die Medien verschweigen auch, dass ihn sein Publikum mögen würde. Was für ein Skandal! Wenn diese Scharlatane doch nur in dieser Halle wären, statt sich mit Spielereien wie repräsentativen Samples zu beschäftigen.
Fun Fact nebenbei: Im OGM/APA-Vertrauensindex von Februar ist Kickl wirklich nicht mal der unbeliebteste. Das ist immer noch Wolfgang Sobotka.
II. Freiheit, Frieden und Neutralität
Danach bedankt sich Kickl für die zahlreiche Anwesenheit bei der „Freiheits-, Friedens- und Neutralitätspartei – der einzigen, die diese Werte in diesem Land überhaupt noch vertritt“.
Was Kickl damit meinen dürfte: Die FPÖ ist die einzige Partei, die auf der Seite Russlands steht. Sie hat einen aktiven Freundschaftsvertrag mit der Putin-Partei „Einiges Russland“ und weigert sich, ihn offenzulegen. Sie pflegt historisch gute Beziehungen nach Moskau, hat Leute geschickt, um die „Wahl“ nach der Annexion der Krim abzunicken, und es steht auch der Verdacht im Raum, dass sie für russland-freundliche Anträge zur Aufhebung der Sanktionen bezahlt wurde.
Das zeigte sich auch bei der Sondersitzung anlässlich ein Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine. Während die anderen Parteien anerkennen, dass Putin der Aggressor ist und dass die Menschen in der Ukraine leiden, kam von der FPÖ kein einziges Wort dazu. Kein Mitleid, kein Bedauern – nur das Festhalten an einer nicht weiter definierten „Neutralität“. Kickls Rede im Nationalrat hätte von Putins Presseabteilung nicht besser geschrieben werden können, endete aber paradoxerweise mit „Es lebe die Freiheit“.
Die Freiheit, die Kickl meint, ist die Freiheit Russlands, andere Staaten ohne Konsequenzen zu überfallen. Und die Freiheit Österreichs, wegzuschauen und weiterhin billiges Gas zu beziehen. Das übrigens, egal woher bezogen, den Planeten zerstört und von dem wir ohnehin schleunigst weg müssen, was Kickl aber auch verneinen würde.
Wenn sich Kickl hinter diesen schön klingenden Begriffen versteckt, schiebt er den inhaltsleeren Begriff der Neutralität vor, um einen russland-freundlichen Kurs zu rechtfertigen. Österreich ist Teil der EU, Teil der westlichen Wertegemeinschaft und beteiligt sich an den Ukraine-Hilfen – weil sie auch für unsere Freiheit kämpft, ist das auch nur legitim. So zu tun, als würde uns ein Label, das in einem kurzen Gesetzestext steht, wirklich schützen, ist naiv und ein reiner PR-Gag, den man in Österreich einfach gerne hört. Nur so viel zu diesem Claim.
III. Ein Rant gegen Experten
Kickl macht weiter und bezeichnet seine Partei als Partei der „Optimisten“. Er habe nämlich im STANDARD eine Analyse über sein Publikum gelesen. Ich habe auch schon im Newsletter kurz davon erzählt: Ein Artikel im STANDARD, der sonst sehr lesenswert war, bezeichnete FPÖ-Wähler als „nicht die hellsten Köpfe“ und eben als „die Frustrierten“.
Gefundenes Fressen für die Facebook-Maschinerie der FPÖ – logisch, dass Kickl das nochmal aufgreift und seinem Publikum einen positiven Spin mitgibt. Weil die Halle während seiner Rede gut drauf sind, sind alle positive Menschen. Nachsatz: „Da können die Experten erzählen, was sie wollen. Das ist mir wurscht.“
Und da weiß man schon, wie es weitergeht. Kickl arbeitet weiterhin daran, seinen Corona-Kurs im Nachhinein zu rechtfertigen. Als jemand, der so gut wie alle lebensrettenden Maßnahmen abgelehnt hat – und ja, man soll eh darüber diskutieren dürfen, wie viele Lockdowns möglich waren – muss man das FPÖ-Publikum immer wieder daran erinnern, auf wen sie wirklich wütend sein müssten. Nicht auf den Parteichef, der ihnen Pferde-Entwurmungsmittel empfohlen hat. Sondern auf die Experten, die ihren Kenntnisstand an die Politik weitergegeben haben. How dare they!
Danach packt Kickl übrigens noch einen Trinkspruch aus. Man muss ja auch rein handwerklich festhalten: Es ist ein Aschermittwoch-Event, und der Mann macht Witze. Zwar ist er in einer merkwürdigen Parallelwelt gefangen, aber wenn man das ignoriert, ist das Event sicher eine Gaudi.
"Ein Prost an das Expertenheer,
glauben tut euch niemand mehr,
doch seids nicht traurig, sondern froh,
dem Nehammer geht's ebenso."
IV. Klimaschutz lächerlich machen
Herbert Kickl leitet seine Pointen generell gerne damit ein, die Stimmung im Raum zu loben. „Es riecht nach Bier, es riecht nach Heringsalat – und nicht nach Desinfektionsmittel“ z.B. dient als Einstieg für seinen Rant gegen den Klimaschutz. (Übrigens auch sehr lustig, das zum politischen Punkt zu machen. Sind die anderen Parteien gegen den Geruch von Bier? Haben die Desinfektionsmittel einfach so viel ästhetischer gefunden als alle anderen?)
Der Heringsalat, der sei nämlich in Gefahr vor den Klimaschützern, die ihn sicher auch noch verbieten werden. Und überhaupt – heute dürfe man nicht mal mehr furzen, ohne dass es ein Schaden fürs Klima sei. Gut, es ist politischer Aschermittwoch bei der FPÖ. Niemand kommt für Policy, alle kommen für die Boomer-Witze aus WhatsApp-Bildchen mit Minions.
V. Die Kommunisten vom Küniglberg
Auch das nächste Thema macht Kickl mit einer Referenz auf den Raum auf: Leute zahlen sogar, um hier sein zu dürfen und das Essen zu genießen. Das sei das Gegenteil vom ORF – dort bekomme man einen Schmarrn serviert und werde zum Zahlen gezwungen. Damit spielt er auf die geplante Haushaltsabgabe an. Die sei für ihn nämlich „Kommunismus“.
„Wir sind im Kommunismus angekommen mit dieser Zwangsbeglückung. Das ist Kommunismus pur.“
Interessanterweise sagt Kickl bei seiner Kritik auch dazu, dass „die klanen Leut“ zahlen müssten. Aber genau das wird soll auch im neuen System nicht so sein – wer z.B. die Mindestsicherung bezieht, wird ausgenommen bleiben. Das ist auch schon bei der GIS so, und da mehr Haushalte zahlen werden, wird der Betrag für die, die ihn bis jetzt gezahlt haben, billiger. Schade für alle, die den ORF nur über die TV-Thek konsumieren – gut für alle, die bisher schon ihren Beitrag geleistet haben.
Aber das ist Herbert Kickl wurscht. Kommunismus ist, wenn alle zahlen müssen. Genauso wie unsere steuerfinanzierten, entschuldigung, „zwangssteuerfinanzierten“ Spitäler, Schulen und die Parteienförderung der FPÖ purer Kommunismus sind. Und außerdem wären die im ORF – der laut Kickl für „Organisierte Regierungs-Fake-News“ steht – eh alle „Rote“, also Kommunisten. Weil die SPÖ und Kommunismus, das ist exakt das gleiche, und SPÖler tun nichts lieber, als die türkis-grüne Regierung zu loben. Punkt angekommen – bitte keine weiteren Fragen.
VI. Angriffe auf andere Parteien
Danach holt Kickl zum Rundumschlag aus. Er kündigt an, jetzt über andere Parteien zu reden, und spielt mit der Behauptung, dass morgen sicher alle von ihm fordern würden, sich davon zu distanzieren. Das passiert natürlich aus dem Grund heraus, dass er regelmäßig Dinge von sich gibt, die jedem gewählten Politiker eigentlich unwürdig sind – Verschwörungstheorien, Desinformation oder einfach tiefe Sprüche –, aber das scheint ihn nicht zu interessieren. Keine Ahnung, was der Mitbewerb hat.
„Ich distanziere mich von mir selber. Ich distanziere mich davon, dass heute nicht alle ihr Fett abbekommen, die eigentlich eins aufs Dach kriegen sollten. Weil dafür ist der Abend zu kurz – ich muss mich auf die großen Rindviecher konzentrieren in der politischen Auseinandersetzung.“
Beispiele dafür, wovon sich Kickl distanziert:
Er fragt sich laut, warum andere Parteien nicht solche Veranstaltungen machen wie er – ob die sich nur in Kellern oder „Inzucht-Veranstaltungen“ aufhalten würden? Kickl stellt nur Fragen!
Alle anderen würden sich vor der Energie der FPÖ fürchten, und das sehe man auch körperlich: „Die Knie weich, die G’sichter bleich. Der Angstschweiß, der rinnt literweis.“
„Kein Rückgrat und keine Glaubwürdigkeit, keine Ahnung vom echten Leben der Leut, kein Sensorium und kein G’spür für die Sorgen der Leute“ hätten sowieso alle anderen Politiker.
Und noch ein besonders lustiger Punkt: Die Grünen würden „schneller mutieren als jeder Virus“, weil sie nicht mehr gegen „experimentelle Gentechnik“ wären. Hier schafft es Herbert Kickl, gleich von zwei Winkeln aus falsch zu sein. Erstens, weil die österreichische „Anti-Gen-Haltung“ unwissenschaftlicher Nonsens ist, der echten Fortschritt verhindert. Und zweitens, weil die Impfung, die er damit kritisiert, kein „Genexperiment“ ist. Selbst wenn er damit also recht hätte, hätte er unrecht. Faszinierend.
VII. Das Sentiment aufgreifen, sei es noch so falsch
Im Laufe der Rede passieren zwei konträre Dinge mit einem. Auf der einen Seite merkt man, dass das ein sehr spezielles Stück politischer Kommunikation ist, aus dem man etwas lernen kann. Auf der anderen Seite wird das ständige Aufgreifen von Klischees, Mythen und „was die Leute halt so sagen“ ein bisschen unwürdig – gerade, weil es so durchsichtig ist, so offensichtlich Teil einer Strategie, die wirklich nicht besonders intelligent sein muss.
Ein Beispiel ist der Nebensatz des Parteichefs, es sei bald g’scheiter, einen Asylantrag zu stellen statt einen Pensionsantrag. Das „Vater unser“ dürfe man nicht mehr singen, es heiße jetzt „Elternteil unser“.
Herbert Kickl behauptet nicht nur falsche Dinge. Er behauptet Dinge, sie so aggressiv falsch sind, dass jedem klar ist, dass sie falsch sind. Aber die „in-group“, die versteht, dass es so sein könnte, findet es lustig. Wer die Pensionisten gegen die Asylwerber ausspielt, versteht nicht, warum die Pensionistin so wenig bekommt und glaubt deshalb, Asylwerber würden zu viel bekommen. Aber alle Erklärungen, Rechnungen etc. spielen keine Rolle. Solange diese diffuse Emotion aufgenommen und als semi-ironische Aussage in den Raum geplärrt wird, ist die Stimmung großartig. Und die FPÖ ist ja eigentlich auch nur eine Stimmungsmaschine, die mit der Ratlosigkeit von SPÖ und ÖVP angetrieben wird.
VIII. Wo Kickl ausnahmsweise recht hat
Bevor wir zum Schluss kommen, will ich es Herbert Kickl noch gleich tun und mich von allem distanzieren, was er in seiner Rede sagt, von dieser stupiden Aneinanderreihung von Boomer-Memes und Klischees. Von allem außer einem Punkt, der immer wieder kommt – und das einzige Klischee ist, das auch wirklich, in der Realität, zutrifft: Viele in der Politik haben überhaupt kein Gespür.
Es kommt immer wieder in Nebensätzen daher, unauffällig, beiläufig, wie eine nicht weiter erwähnenswerte Tatsache. Aber genau das zeichnet sich durch alle Aussagen, alle Themenblöcke in Herbert Kickls kleinem Kabarett. Und selbst, wenn man ihm sonst gar nichts glaubt: Der Eindruck funktioniert.
Die SPÖ steckt in einer nie enden wollenden Machtkämpfen, die darüber entscheiden, welche maximal okaye Persönlichkeit bei der nächsten Wahl vorne stehen darf. Die ÖVP steht für Korruption, Machterhalt und – seit neustem wieder – für ein paar semi-mutige Anliegen und eine „Nur ned hudln“-Politik. Zwischen Klimakrise und steigenden Lebenskosten reden sie über Parteitaktik und Namen, weisen sich gegenseitig die Schuld zu und versuchen, durch Kontrasttechnik Zweiter zu werden. Beide haben keine inhaltliche Ansagen, wie die Zukunft aussehen soll, das der nächste große Wurf ist. Und teilweise hat man den Eindruck, sie haben diese Aufgabe gar nicht auf dem Schirm.
Das ist die große Stärke von Herbert Kickl. Auch, wenn ich ihm keine seiner Lösungen glaube, die Politik der FPÖ inhaltlich furchtbar finde, seine Pointen billig finde und diese ganze Rede für mich eine Zumutung ist: Ja, ich finde auch, dass „die“ kein Gespür haben. „Die“, das sind für mich SPÖ und ÖVP, auch wenn Kickl es nie so ausspricht und so tut, als wären alle außer er im gleichen Boot. Aber ich glaube, die allermeisten in Österreich teilen dieses Gefühl: „Die“, wer auch immer das genau sein mag, haben so hart kein Gespür für die Sorgen der Leute.
IX. Fazit und Lehren
Anders als bei meinem Text zur Kanzlerrede letzte Woche muss ich hier kein Fazit geben, was von dieser Rede wohl bleiben wird. Denn das soll sie auch nicht. Der politische Aschermittwoch ist Unterhaltung, er ist eine reine Einpeitsch-Veranstaltung und dient nur der Mobilisierung und Aktivierung von Menschen, die ihn eh schon gut finden. Hier wird niemand Neues überzeugt – die Rede dient nur dazu, die Klischees in den Köpfen der FPÖ-Wähler zu verstärken. Nichts weiter ist es.
Und trotzdem ist sie besser als die Nehammer-Rede, in der es wirklich um etwas ging. Das war natürlich auch dem Setting geschuldet – „der Kanzler präsentiert seine Ideen für die Zukunft“ baut eine andere Erwartungshaltung auf als „Herbert Kickl redet im Bierzelt“. Aber Nehammer schafft es nicht nur rhetorisch nicht, mit Kickl mitzuhalten, sondern scheitert auch daran, die Gefühle in der Bevölkerung aufzuschnappen und zu artikulieren. Das ist ein Unterschied, den keine Regierungsbilanz und kein inhaltlicher Vorschlag je ändern könnte. Nicht mal, wenn die beiden welche hätten.
Am Ende dieser Rede habe ich mehrere Eindrücke:
In den letzten Jahren ist unsere politische Kultur so wahnsinnig geworden, dass wir noch Jahrzehnte damit kämpfen werden müssen.
Man muss in diesem Land keinen einzigen sinnvollen Inhalt haben, um Wahlen zu gewinnen.
Den Eindruck, dass „die alle“ kein Gespür haben, muss man für einen Sieg bei der nächsten Wahl artikulieren können.
Kickl bereitet einen Wahlkampf gegen die „Einheitspartei“ vor, die aus SPÖ, ÖVP, Grünen und NEOS besteht. Alle werden sich darauf vorbereiten müssen, diesen Unterschied glaubwürdig herauszuarbeiten.
Ich habe noch keine konkrete Idee, was genau wir uns aus dieser Rede abschauen können, um „die Frustrierten“ wieder abzuholen und einen Wahltriumph der FPÖ zu verhindern. Aber ich glaube, zu wissen, was Herbert Kickl rhetorisch richtig macht und was die Leute interessiert, hilft auf dem Weg dahin. Dafür muss man halt G’spür haben. Und mein G’spür sagt mir, dass uns das Thema noch öfters beschäftigen wird.
Bis dann, euer
Noch mehr Lesestoff
⚛️ Um nach dem Gentechnik-Absatz noch eine zweite Heilige Kuh zu schlachten: Finnland setzt auf Atomkraft. Und zwar mit dem Willen der Bevölkerung, die erkennt, dass es sich um eine sichere, CO2-neutrale Technologie handelt, wenn sie nicht gerade von Sowjets betrieben wird oder im Erdbeben- und Taifungebiet steht. Ich sage nicht, dass wir Zwentendorf sofort aufsperren sollten – aber ich würde mir wünschen, dass Österreich zumindest seinen Widerstand aufgibt, wenn andere Staaten von Kohle, Öl und Gas auf Atomkraft umsteigen. Es ist. einfach. besser so. (PROFIL)
📰 Wir bleiben beim Profil: Die neue Chefredakteurin Anna Thalhammer macht Hoffnung. Nicht nur in ihrem ersten Leitartikel, sondern auch in einem Interview mit dem STANDARD. In den letzten Jahren habe ich immer wieder zwei Medien erwähnt, die als nächstes sterben werden, wenn sie nicht endlich modern werden: NEWS und das PROFIL. Das war für mich nämlich in den letzten Jahren ein Gesundheits- und Wissens-Printprodukt mit trashiger Website ohne Digitalkonzept. Wenn ich Thalhammer zuhöre, habe ich zumindest Hoffnung, dass es maximal bei NEWS bleibt – immerhin setzt sie auf Online und Politik.
STANDARD: War das die Vorgabe an Sie, dass Online forciert und ausgebaut werden muss?
Thalhammer: Ja, es hat schon Gespräche gegeben, dass man sich in dem Bereich Fortschritte wünscht. Es ist für jeden ersichtlich, dass profil.at noch nicht auf dem Stand ist, wo es sein soll. Es ist aber weniger eine Vorgabe, sondern es ist mir ein Anliegen, mit "Profil" und all seinen Produkten im 21. Jahrhundert anzukommen und ins 22. vorauszuschauen.
STANDARD: Christian Rainer, Ihr Vorgänger, dürfte ja nicht allzu viel Wert darauf gelegt haben, was man so hört.
Thalhammer: Ich würde gerne weg vom Motto "Jeder macht alles" in Richtung hin zu Gefäßen, und man macht dafür ein paar Sachen gescheiter, dafür auch weniger.
😶 Ein extrem merkwürdiger AI-Text: Sie haben ihnen die AI-Sexpartner geklaut. Das ist zumindest ein absurdes Outcome der Geschichte über „Replika“, eine AI, die nicht nur für intime Gespräche, sondern auch für Beziehungen und Cybersex da war. Dieses Feature („Feature“) wurde gestrichen – und es gibt anscheinend wirklich Menschen, die jetzt extrem traurig sind. Und ja, es ist schon irgendwie lächerlich, aber gleichzeitig tun mir die Betroffenen doch irgendwie leid. Lest am besten selbst rein.