Wie Corona WIRKLICH zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen könnte
4 Thesen zur Corona-Krise
“Nach Corona” - wann soll das überhaupt sein? Wenn wir jeden versorgen können, der es hat? Dann ist es in Österreich jetzt schon vorbei. Wenn es niemand mehr hat? Das ist selbst mit einer Impfung extrem unwahrscheinlich - wir kämpfen immer noch mit Masern. Man hofft da also auf eine bessere Welt in vielen, vielen Jahren.
Ich glaube jedenfalls nicht, dass Corona der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Klar, gerade ändert sich unser Leben stark und für viele mag sich auch nachhaltig ändern, wie man über Politik denkt, aber im Großen und Ganzen ist die Welt keine andere als vorher. Ich würde gern glauben, dass wir jetzt den Klimawandel genauso entschlossen bekämpfen wie das Virus - aber dafür ist meine Meinung von Menschen etwas zu schlecht.
Trotzdem glaube ich, dass man ohne übertriebenen Pathos und ohne Wunschdenken schon ein paar Tendenzen beobachten kann, wie Corona unser Leben wirklich nachhaltig verändern könnte. Wie das so ist mit Zukunftsprognosen, sind sie schwierig und es könnte sich in den nächsten Monaten alles ändern - aber hier meine Erklärversuche, wie das Coronavirus sich auf die Gesellschaft auswirkt.
4 Thesen zur Corona-Krise
Das Coronavirus hat den Glauben an den “starken Staat” zurückgebracht. Viele, die jahrelang für Kürzungen im Sozialstaat eingetreten sind, sehen jetzt, was er bringt - in Österreich und Deutschland sieht man keine Bilder wie in Italien. Und selbst, wenn sich das Virus wieder stärker verbreitet, wie sich jetzt in Wien oder Oberösterreich andeutet, können wir ziemlich sicher sein, ein Bett im Krankenhaus zu haben.
Jetzt zeigt sich, wer regieren kann und wer nicht - und dass die Kandidaten, die “von außen” gekommen sind, um “das System” zu ändern, oft gar nicht mehr so cool wirken, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes um Menschenleben geht. Trump, Bolsonaro und Putin sind der feuchte Traum jedes Autokraten, aber sie sind auch der schlimmste Albtraum von Menschen, die gerade um ihr Leben fürchten müssen.
Covid19 betrifft vor allem Konservative. Beziehungsweise alte Menschen, aber die sind laut Statistik eher konservativ. Es sind die Alten, die den Brexit befürwortet haben, die den Klimawandel leugnen und die ironischerweise als Hauptbetroffene jetzt Falschinformationen verbreiten, laut der das Virus gar nicht so schlimm sei - und die jetzt in der Risikogruppe sind und mehr Angst vor dem Virus haben müssten. Und ich bitte, das nicht mit einem “Gut so”-Ton zu lesen, wie ich es auch manchmal zu Beginn der Pandemie gelesen hab - keine politische Gesinnung verachte ich so sehr, dass ich Anhängern den Tod wünschen würde. Es geht eher darum, was das bedeutet:
Ein gesellschaftliches Umdenken. Die Zielgruppe der Rechten und Konservativen - tendenziell alt, wenig Vertrauen in Medien und offizielle Informationen, sozialdarwinistisch - ist ja nicht nur öfter in der Risikogruppe für einen schweren Krankheitsverlauf, sondern leidet auch stärker unter den Folgewirkungen. Junge, weiße Männer, die einen “starken Mann” wollen, sind vielleicht nicht mehr so begeistert, wenn sie Trump beim Scheitern zusehen. Leute mit niedrigem Bildungsabschluss trifft die corona-bedingte Arbeitslosigkeit noch härter als den gesellschaftlichen Durchschnitt. Und wer im Krankenhaus, das er früher abschaffen wollte, den Platz in der Intensivstation kriegt, überdenkt seine Einstellung möglicherweise auch.
Und noch ein persönliches Learning
Wie eingangs erwähnt: Es ist immer schwierig, über die Zukunft zu spekulieren. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und wenig weißt darauf hin, dass “nach Corona” die große Revolution kommt. Aber die Pandemie verschlimmert Probleme, die wir ohnehin haben - und macht den Kurswechsel damit etwas leichter.
Ich würde schon sagen, dass das Coronavirus meine Sicht auf die Dinge verändert hat. Zum ersten Mal habe ich den Siegeszug der Bio-Politik miterlebt. In Krisensituationen macht man sich über keine Luxusprobleme mehr Gedanken, sondern am Ende zählen lebendige oder tote Körper. Und auch, wenn es in Österreich bislang halb so wild war - die ersten Tage des Lockdowns, in denen wir alle zuerst unsicher waren und Angst hatten, haben mich eins verstehen lassen: Wenn die eigene Sicherheit, die Gesundheit, die eigene wirtschaftliche Zukunft auf dem Spiel stehen, sieht die politische Welt ganz anders aus. Und das ist eine Erkenntnis, die jeder politische Beobachter verstehen sollte. Sie könnte noch irgendwann wichtig werden.
Schluss-Disclaimer! Hier könnte ein Wortspiel mit “ansteckend” oder “viralem Inhalt” oder so stehen, aber ich spar mir das. Falls du über deinen Browser oder eine App liest - du kannst Schetts Update auch kostenlos suscriben, um jedes Update direkt als Mail zu bekommen.
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