Hallo Herr Schett, haben Sie vielleicht Lust auf ein Gespräch im Rahmen eines Podcasts? Ich betreibe seit einiger Zeit einen Podcast. Am Anfang handelte ich hauptsächlich die Klassiker der Weltliteratur ab.
Da ich der einzige Akademiker in meiner Familie bin, und sozusagen zwischen den Welten wandle, habe ich mir gedacht, ich versuche den Leuten zu Hause (Bauern, Elektriker, Installateure, Friseure etc.) zu erklären, in welcher Welt die "gebildete Klasse" lebt und wie sie denkt und warum sie zu den schlüssen kommt, zu denen sie kommt.
Es durchzieht eigentlich alle Lebensbereiche. Ein Beispiel: Da wo ich herkomme, verunglückt im Schnitt alle 2 Jahre ein junger Mann (sagen wir unter 50) bei der Arbeit und zwei bis drei Mal im Jahr gibt es schwere Verletzungen. Mein Onkel hatte einen Schlaganfall als er gerade das Dach reparierte und stürzte zu Tode, ein Schulfreund schneidet sich die Finger ab (Tischler), im Sommer kam ein 25 Jähriger im Nachbardorf um, nein Vater zertrümmerte sich den Knöchel, weil der Traktor umkippte (ist mir auch schon passiert, ich hatte aber Glück und mir ist nichts passiert), Elektriker kommen in den Stromkreis, Bauern werden von Stieren niedergetrampelt etc.
Alles das gehört eben dazu, wenn man "Arbeiter" ist. Wer zum Beispiel, wie ich auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, wird mit der Prämisse dass 38 Grad Fieber kein Grund sind nicht zu arbeiten, injiziert.
Anderes Beispiel: Ich hatte in der Schule öfter gebrochene Finger oder Zehen (zum Teil vom Sport, zum Teil weil ich bei der Arbeit verletzt wurde). Meine Eltern sagten mir, dass ein gebrochener Finger oder eine gebrochene Zehe kein Grund sind zum Arzt zu gehen.
Das alles ist recht logisch. Wer auf ein Leben als Landwirt vorbereitet wird, muss lernen, dass man wegen ein bißchen Fieber die Kühe trotzdem nicht verhungern lassen kann und dass wegen eines gebrochenen Fingers, die Ernte nicht liegen gelassen werden darf.
Ich versuche also den Leuten zu Hause zu erklären, wie die "gebildete Klasse" tickt, dass es Leute sind die nie in ihrem Sinne gearbeitet haben und es auch nie werden, dass die "gebildete Klasse" von Ideologien wie "gendern" überzeugt ist, weil es in der Welt der "gebildeten Klasse" wurst ist, ob ein Mann oder eine Frau vor einem Computerbildschrim sitzt, und ihnen die Offenheit fehlt, um zu erkennen, dass es für andere einen massiven Unterschied macht, ob ein 100kilo schwerer Mann versucht einen Holzstamm aus einem Bach zu ziehen oder eine 50kilo schwere Frau, dass sie auf Basis dessen, dass sie sich für gebildet halten, alle anderen Lebensweisen für dumm und minderwertig halten, dass sie sich vor Dingen wie Corona fürchten, weil es in ihren Leben keine echten Gefahren gibt und dass, sie sich eben nicht vorstellen können, dass andere Leute, andere Schichten, andere Millieus zwangsläufig andere Werte entwickeln, als die Ihren.
Aber zurück zu meiner Anfrage: Was ich will ist, ein Gespräch darüber führen, was heute eigentlich links und rechts sein soll. Wieso zum Beispiel alles was mit Begrenzung von Zuwanderung zu tun hat "rechts" sein soll, obwohl Marx als Kernproblem erkannt hat, dass die herrschende Klasse, die Arbeiterklasse nur deshalb unterdrücken kann, weil sie immer für ein Überangebot an Arbeitern sorgt (wenn sie wollen schaue ich ihnen die Seiten im Kapital nach, wo sie das finden.)
Warum "links" sein heute bedeutet, strikte Sprachverbote etc. einzuhalten, während es in meiner Jugend "links" war sich über alles und jedes lustig zu machen (deutlich vor allem an der Musik von Gruppen wie den Ärzten "Männer sind Schweine", "Manchmal haben Frauen ein bißchen Haue gern", Lieder über alles was verboten war) und die bösen rechten setzten alles das auf den Index. Warum ist das heute umgekehrt. Warum sind es fast ausnahmslos reiche Oberschichtler die "links" sind, während die Arbeiterklasse angeblich "rechts" ist.
Mir ist klar, dass diese Diskussion so gut wie alle heißen Eisen beinhaltet, die es gibt aber ich suche trotzdem jemanden mit dem man drüber reden kann. Sind Sie dafür offen genug?
Hallo Herr Schett, haben Sie vielleicht Lust auf ein Gespräch im Rahmen eines Podcasts? Ich betreibe seit einiger Zeit einen Podcast. Am Anfang handelte ich hauptsächlich die Klassiker der Weltliteratur ab.
Da ich der einzige Akademiker in meiner Familie bin, und sozusagen zwischen den Welten wandle, habe ich mir gedacht, ich versuche den Leuten zu Hause (Bauern, Elektriker, Installateure, Friseure etc.) zu erklären, in welcher Welt die "gebildete Klasse" lebt und wie sie denkt und warum sie zu den schlüssen kommt, zu denen sie kommt.
Es durchzieht eigentlich alle Lebensbereiche. Ein Beispiel: Da wo ich herkomme, verunglückt im Schnitt alle 2 Jahre ein junger Mann (sagen wir unter 50) bei der Arbeit und zwei bis drei Mal im Jahr gibt es schwere Verletzungen. Mein Onkel hatte einen Schlaganfall als er gerade das Dach reparierte und stürzte zu Tode, ein Schulfreund schneidet sich die Finger ab (Tischler), im Sommer kam ein 25 Jähriger im Nachbardorf um, nein Vater zertrümmerte sich den Knöchel, weil der Traktor umkippte (ist mir auch schon passiert, ich hatte aber Glück und mir ist nichts passiert), Elektriker kommen in den Stromkreis, Bauern werden von Stieren niedergetrampelt etc.
Alles das gehört eben dazu, wenn man "Arbeiter" ist. Wer zum Beispiel, wie ich auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, wird mit der Prämisse dass 38 Grad Fieber kein Grund sind nicht zu arbeiten, injiziert.
Anderes Beispiel: Ich hatte in der Schule öfter gebrochene Finger oder Zehen (zum Teil vom Sport, zum Teil weil ich bei der Arbeit verletzt wurde). Meine Eltern sagten mir, dass ein gebrochener Finger oder eine gebrochene Zehe kein Grund sind zum Arzt zu gehen.
Das alles ist recht logisch. Wer auf ein Leben als Landwirt vorbereitet wird, muss lernen, dass man wegen ein bißchen Fieber die Kühe trotzdem nicht verhungern lassen kann und dass wegen eines gebrochenen Fingers, die Ernte nicht liegen gelassen werden darf.
Ich versuche also den Leuten zu Hause zu erklären, wie die "gebildete Klasse" tickt, dass es Leute sind die nie in ihrem Sinne gearbeitet haben und es auch nie werden, dass die "gebildete Klasse" von Ideologien wie "gendern" überzeugt ist, weil es in der Welt der "gebildeten Klasse" wurst ist, ob ein Mann oder eine Frau vor einem Computerbildschrim sitzt, und ihnen die Offenheit fehlt, um zu erkennen, dass es für andere einen massiven Unterschied macht, ob ein 100kilo schwerer Mann versucht einen Holzstamm aus einem Bach zu ziehen oder eine 50kilo schwere Frau, dass sie auf Basis dessen, dass sie sich für gebildet halten, alle anderen Lebensweisen für dumm und minderwertig halten, dass sie sich vor Dingen wie Corona fürchten, weil es in ihren Leben keine echten Gefahren gibt und dass, sie sich eben nicht vorstellen können, dass andere Leute, andere Schichten, andere Millieus zwangsläufig andere Werte entwickeln, als die Ihren.
Aber zurück zu meiner Anfrage: Was ich will ist, ein Gespräch darüber führen, was heute eigentlich links und rechts sein soll. Wieso zum Beispiel alles was mit Begrenzung von Zuwanderung zu tun hat "rechts" sein soll, obwohl Marx als Kernproblem erkannt hat, dass die herrschende Klasse, die Arbeiterklasse nur deshalb unterdrücken kann, weil sie immer für ein Überangebot an Arbeitern sorgt (wenn sie wollen schaue ich ihnen die Seiten im Kapital nach, wo sie das finden.)
Warum "links" sein heute bedeutet, strikte Sprachverbote etc. einzuhalten, während es in meiner Jugend "links" war sich über alles und jedes lustig zu machen (deutlich vor allem an der Musik von Gruppen wie den Ärzten "Männer sind Schweine", "Manchmal haben Frauen ein bißchen Haue gern", Lieder über alles was verboten war) und die bösen rechten setzten alles das auf den Index. Warum ist das heute umgekehrt. Warum sind es fast ausnahmslos reiche Oberschichtler die "links" sind, während die Arbeiterklasse angeblich "rechts" ist.
Mir ist klar, dass diese Diskussion so gut wie alle heißen Eisen beinhaltet, die es gibt aber ich suche trotzdem jemanden mit dem man drüber reden kann. Sind Sie dafür offen genug?